Kindermund

Soehnle beneidet zutiefst seine Mitkindergaertler, die jetzt gerade grosses Geschwisterkind geworden sind oder bald werden. Und es bricht einem schon das Herz, wenn ein kleiner 4-Jaehriger einem tief in die Augen schaut und fluestert: „Mama, ich will auch ein Baby haben.“ Worauf Mama nur bedauernd mit dem Kopf schuettelt und ein kleiner Junge zutiefst traurig guckt.

Seit neulich gibt es dazu noch eine Fortsetzung. Soehnle hat verstanden, dass ein dicker Bauch = Baby drinnen bedeutet. Und jetzt streichelt er sich gerne nach dem Essen ueber seinen Bauch und erzaehlt mir, dass er dort nicht nur ein, sondern sogar 2 Babys, naemlich Zwillinge drinnen hat.

Toechterle hoerte das vor 3 Tagen und zeigte, dass ihr Wissen schon einen Schritt weiter ist als Bruederles. „Du kannst keine Babys bekommen. Du bist ein Junge. WATASHI WA AKACHAN WO UNDE AGERU. (Ich werde fuer dich ein Baby zur Welt bringen.)“

*Mama laechelnd* „Damit kannst du aber gerne noch ein paar Jaehrchen warten.“

Dann gab es aber eine auch fuer mich voellig unerwartete Wendung. Toechterle: „Aber wenn ich ein Baby bekomme, dann mache ich ja Mama zur Oma. *voellig erschrocken* Und wenn Mama eine Oma ist, dann ist sie alt und dann stirbt sie ja. *in Traenen aufgeloest* Ich will nicht, dass Mama stirbt. “

Es dauerte eine Weile, ein kleines Maedchen so weit zu beruhigen, dass es schlafen konnte.

Soehnles Spitzname

Auch wenn wir seit Monaten eigentlich auch versuchen, es ihm abzugewoehnen, so nennt sich Soehnle selber konstant immer „Baby“. „Baby moechte das.“ „Baby macht jetzt das.“ Dabei kennt und reagiert er auf seinen wirklichen Namen und nennt ihn neuerdings auch, wenn man ihn „O-namae wa?“ (Wie heisst du?) fragt. Aber dann heute frueh im Kindergarten. Ein Maedchen seiner Gruppe kommt und fragt doch prompt: „Bebii wa?“ (Wo ist Baby?) *umkipp*

Die Leiterin gefragt, wurde mir dann gesagt, dass er jetzt von der ganzen Gruppe so genannt wird, auch wenn auch die Erzieherinnen ihr Moeglichstes tun und es ihm abzugewoehnen versuchen.  Dass er auf die Frage nach seinem Namen jetzt einen echten Namen nennt, ist ja schon der erste Schritt. Aber bis „Baby“ Geschichte ist, wird wohl noch viel Wasser den Shirakawa hinterfliessen muessen.

Naja, im Englischen ist das Wort Baby nicht auf Saeuglinge beschraenkt, und eine fruehere Kollegin in Wales hatte ihre 3-jaehrige Tochter auch „Baby“ genannt, wogegen Soehnle ja noch 2 ist. Und die 17-jaehrige Hauptdarstellerin in „Dirty Dancing“ lief ja auch unter dem Spitznamen. Aber Zukunftsfaehigkeit hat der Spitzname im Gegensatz zu Toechterles nicht: Er ist und bleibt ein Junge, und irgendwann kommt bestimmt auch der entsprechende Stolz auf seine Maennlichkeit, dass er die Benutzung eines solchen Namens sicherlich streng untersagen wird.

Und er laeuft :)

Tätärötääääää: Ein kleiner Mann hat heute seine erste Schritte gemacht und sich an der Tischplatte und an einem Spielherd entlang bewegt. Fuers Protokoll: mit 9 Monaten und einem Tag. Sicher ist das alles noch sehr wacklig und langsam, aber es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Das klassische Krabbeln wird auch immer besser, es ist schon so knuffig zu sehen, wenn ein kleiner Junge ein Zielobjekt wie Spielzeug oder Mama anpeilt und dann loslegt. Ich kann’s nicht aendern, aber so wie er sich dann bewegt, sieht er wirklich aus wie ein kleiner Welpe. Aber Hundebabys muessen ja auch die gleichen Sachen lernen, von daher ist es wiederum auch nicht so verwunderlich.

Um mal das Thema zu wechseln, hier in der Praefektur finden gerade die Auswahlen auf Praefekturebene fuer die besten Sportteams der verschiedensten Sportarten statt. Und N. ist natuerlich mit hin. Heute haben sie wohl gewonnen, selbst gegen eine Oberschule, die wohl bei Trainingswettkampf staerker war. Aber so wie sie uns heute abend nach dem Heimkommen erzaehlte, sind die morgigen Gegner wohl so stark, dass ihre Schule verlieren wird. Trotzdem haelt sie diese Aussicht nicht davon ab, am Sonntag frueh um kurz nach 6 Uhr den ersten Zug zu nehmen, um ihre Jungs anzufeuern. Ich druecke ihnen trotzdem die Daumen, dass es nicht so schlimm wird wie befuerchtet.